Zündholzerzeugung
Ein fester Bestandteil der Geschichte der Zündholzerzeugung im Böhmerwald ist auch die Holzproduktion, in der während des langen Winters durch Heimwerker Wirtschaftgerätschaften, Werkzeuge, Holzgefäße, Körbe, Holzschuhe, Schindeln aber auch ein langer quadratischer Holzdraht erzeugt wurden. Dieser diente als Halbprodukt für die Herstellung von Zündhölzern, denn der Böhmerwald war seit der Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Zentrum der Zündholzproduktion. Holzdraht war somit eines der charakteristischen Produkte der Heimwerker. Für viele Menschen in fast jedem Dorf des Böhmerwalds war das Hobeln des Holzdrahts ein Nebenverdienst.
Herstellung von Holzdraht durch Heimwerker
Zur Herstellung des Holzdrahts wurden getrocknete astfreie, 80 bis 140 Zentimeter lange Fichtenscheite verwendet. Das Holz wurde zuerst gründlich entrindet, danach wurde es in zwei Hälften gespalten. Die Seiten der Scheite wurden mit einem Handhobel geebnet. Eine Hälfte des Scheites wurde folgend in einen Hobelkopf gespannt. Mit einem Handhobel mit einer speziellen Schneide wurde aus dem Scheit ein quadratischer Holzdraht gehobelt. Die gehobelte Fläche des Scheites wurde durch den Hobel geebnet und das ganze Verfahren wurde wiederholt. Der so erzeugte Holzdraht musste austrocknen. Erst danach wurde er zu Paketen je 100 Stück verpackt.
Anfänge der Zündholzherstellung
Der Gründer der Zündholzherstellung in den Böhmischen Ländern war der Schüttenhofener Landsmann Adalbert Scheinost (1814-1894), der 1839 die Produktion von Phosphorzündhölzer in Böhmen aufnahm. 1826, im Alter von zwölf Jahren, kam Scheinost, der Sohn des Schüttenofener Braumeisters, nach Wien, um hier den Tischlerberuf zu erlernen. Fünf Jahre nach dem Erlangen des Gesellenbriefs nahm er seine Arbeit in der Werkstatt des ungarischen Apothekers Stefan Römer auf, der hier seit 1832 Phosphorzündhölzer auf Basis der Erfindung von John Wolker produzierte. Der junge Scheinost wurde mit der Erzeugung des Zündholzdrahts beauftragt. Mit der Herstellung der Zündmasse beschäftige sich Römers Gattin, die durch ihr Dienstmädchen Marie Urbancová unterstützt wurde, diese kam aus Leipnik (Lipník nad Beèvou) nach Wien. Scheinost und Urbancová, die beide mit der Erzeugung von Phosphorzündhölzern vertraut waren, verlobten sich bald und zogen 1839 nach Schüttenhofen (Sušice) um. Hier beantragte Scheinost beim Schüttenhofener Magistrat eine Erlaubnis zur Herstellung von Zündhölzern. Diese wurde ihm am 31. Oktober 1839 erteilt. Die Anfänge der manuellen Fertigung waren sehr erfolgreich. Die Handproduktion konnte aber nicht die Nachfrage abdecken, und Scheinost verfügte nicht über ein Vermögen, dass es ihm möglich machen würde, auf eine industrielle Produktion umzusteigen.
Entwicklung der Zündholzerzeugung
Das notwendige Kapital erhielt er von dem reichen jüdischen Schüttenhofener Händler Bernhard Fürth, der in der Zündholzerzeugung ein großes Potential erkannte und die Arbeiten an einer industriellen Produktion von Zündhölzern sofort aufnahm. 1842 erlangte er eine eigene Erlaubnis zur Erzeugung von Zündhölzern. Er übernahm den Betrieb in sein Eigentum. Adalbert Scheinost wurde zum Direktor der Produktion mit einem festen Gehalt. Im Dezember 1844 war die Fabrik fertiggestellt. Die Zündholzfabrik mit 244 Angestellten war der größte Arbeitgeber in Schüttenhofen. Bereits 1850 arbeiteten in dem Werk 145 Männer, 105 Frauen, 90 Kinder und etwa 140 Hilfsarbeiter. Die Zündholzfabrik beschäftigte Menschen nicht unmittelbar im Werk, sondern auch ganze Familien aus dem Böhmerwald und dem Vorland aus der breiten Umgebung. Diese legten und klebten in den Wintermonaten Papierschachteln zusammen, erzeugten den für die Herstellung von Zündhölzern notwendigen Holzdraht oder Holzwolle, die zum Schutz der Ware vor Beschädigung diente. In den 1870er und 1880er Jahren waren von der Schüttenhofener Zündholzindustrie tausende Einwohner abhängig.
Die Entwicklung in der Nachkriegszeit und das Ende der Zündholzherstellung im Böhmerwald
Im März 1946 wurde der VEB SOLO n.p. mit Sitz in Schüttenhofen gegründet, der 1949 in VEB SOLO SUŠICE, národní podnik, umbenannt wurde. Die Zündholzproduktion lief hier bis 1969 auf in der Zeit zwischen 1903 bis 1922 angeschafften Halbautomaten Durch eine allmähliche Modernisierung nach 1970 erreichte die Tagesproduktion zwei Millionen Schachteln mit fast 100 Millionen Zündhölzer. Ende 2008 wurde die Zündholzproduktion eingestellt und nach Indien verlagert.