Holzfäller und Holzhacker

 

Waldarbeit

Einer der wichtigsten Rohstoffe in der Menschengeschichte ist das Holz. Wie sich bereits aus den Bezeichnungen ergibt, unterscheiden sich die archäologischen Funde aus der Steinzeit, der Bronzezeit sowie der Eisenzeit durch das technologisch fortschrittlichste Material, ein unersetzlicher Rohstoff war aber zu jeder Zeit das Holz. Bäume wurde mit Hilfe einer Axt gefällt. So verwundert nicht, dass die ältesten archäologischen Funde von Äxten in die ältere Steinzeit datiert werden, also in eine Zeit von mehr als 25 000 Jahre vor Christi. Ein weiteres Werkzeug eines Holzfällers war die Säge. Die ältesten archäologischen Funde von Bogensägen werden in die Zeit von 3 500 Jahre vor Christi datiert. Archäologische Funde beweisen somit, dass das Holzfällerhandwerk zu den ältesten menschlichen Aktivitäten gehört.

Seit Anfang an wurden die Waldarbeiten nach den einzelnen Jahreszeiten aufgeteilt. Von Frühjahr bis Herbst fand die Holzernte statt. Es wurden Bäume gefällt (eingeschlagen), die gefällten Stämme wurden mit Hilfe von Äxten entastet und mit speziellen Schäleisen entrindet. Während der Winterzeit wurde das Holz auf speziellen Schlitten gerückt. Das Rücken (österr. Bringen) von langen Stämmen oder Holzscheiten in einem flachen Gelände erfolgte mit Ochsen- oder Pferdegespann. Nachdem die Frühjahrsschmelze die Gewässer, an die das Holz im Winter mit Schlitten gebracht wurde, anstiegen ließ, folgte das Holzschwemmen. Das war eine Zeit, in der der Mensch den Reichtum der böhmischen Wälder nutzte, ohne sich dabei viel um ihre Zukunft zu kümmern.

Diese Herangehensweise wurde in den Wäldern im westlichen Teil des Böhmerwaldes erst durch eine aufgeklärte Forstwirtschaft verändert, die hier nach 1799 Fürst Joseph II. von Schwarzenberg, der neue Eigentümer der Stubenbacher Herrschaft, einführte. Auf Anordnung des neuen Herrschaftsbesitzers wurden die Waldarbeiten um den Waldanbau und Waldschutz, die Waldbestandsaufnahme und die Organisation der Forstwirtschaft ergänzt. Bald verbreitete sich diese Art der Forstwirtschaft in ganz Europa. Ein verantwortungsbewusster Waldeigentümer verfährt bis heute danach.

In der Zeit, in der die einzige Mechanisierung die Axt und die Säge waren, mussten die Waldarbeiten ausschließlich mit der Kraft menschlicher Muskeln ausgeführt werden. So konnte diese Arbeit nur ein gesunder Mensch mit guten körperlichen Voraussetzungen ausführen. Zumal es auch eine sehr gefährliche Arbeit war, die in vielen Fällen zu schweren Verletzungen, oftmals mit tödlichem Ausgang führte. Somit mussten die Holzfäller sehr gut die Natur, sowie die Vorgänge beim Fällen des Holzes kennen. Weil sie ihrem Handwerk das ganze Jahr über und ausschließlich in der Natur nachgingen, mussten sie auch mit den Unwägbarkeiten des Wetters zurechtkommen: insbesondere im Böhmerwald war es keine Ausnahme, dass ein wunderschöner Sonnentag sich im Augenblick in einen Starkregen und Schneesturm verwandelte. So kamen diese Kenntnisse den Holzfällern zugute, da sie ihre Gesundheit sowie ihr Leben schützten.

Der Holzeinschlag

Zur unentbehrlichen Ausstattung eines Holzfällers gehörten eine Bogensäge, eine Axt und Keile. Zum Entrinden der Stämme diente ein spezielles Schäleisen. Bevor der Holzfäller den Baum überhaupt zu Fall brachte, musste er ihn zuerst sorgfältig untersuchen, seinen Gesundheitszustand sowie die Fallrichtung des Baumes abschätzen und die Umgebung des zu fällenden Baumes räumen. Das alles war für einen sicheren Baumfall wichtig. Beim Abtragen von kräftigeren Bäumen arbeiteten die Holzfäller mindestens zu zweit. Mit Hilfe der Bogensäge und der Axt wurde in den Stamm ein Fallkerb geschnitten, damit der Baum sicher in der geplanten Richtung fiel. Von der anderen Seite des Stammes folgte nachher der Fällschnitt, indem die Säge in den Stamm ganz eingeschnitten wurde. Danach schlug der Holzfäller in den Fällschnitt mit der Axt einen Fällkeil (Spaltkeil) ein. Mit Hilfe dieses Keils wurde der Baum in die Richtung seines Falls geschwenkt. Gleichzeitig verhinderte der Keil den Druck des Baumes auf die Säge. In dem Augenblick, indem der Baum begann, in die gewünschte Richtung zu fallen, traten die Holzfäller schräg nach hinten zurück. Deswegen war das Räumen der Umgebung des zu fällenden Baumes so wichtig. Von dem abgetragenen Stamm wurde der Wipfel abgeschnitten, der für eine weitere Verarbeitung nicht geeignet war. Der zur weiteren Nutzung bestimmte Stamm wurde mit der Axt entastet und folgend mit Hilfe von Schäleisen entrindet. Der nicht entastete Teil oder die Äste wurden durch die Bevölkerung der anliegenden Dörfer aufgekauft und als Brennstoff, oder als Einstreu im Stall genutzt. Oder sie wurden zusammen mit der Rinde vor Ort verbrannt. Die weitere Bearbeitung des Stamms war von seiner weiteren Nutzung abhängig. War das Holz zum Schwemmen bestimmt, so wurde es in einen Meter lange Scheite aufgeteilt, die wiederum mit Hilfe von schweren Äxten und Spaltkeilen in dünnere Stücke gespalten wurden, um folgend gestapelt zu werden. Die Holzstapel wurden an Stellen aufgestellt, von denen aus das Holz im Winter einfach zu Fließgewässern transportiert werden konnte. Deshalb wurden sie mit langen Stangen versehen, so dass sie auch bei hoher Schneedecke durch die Schlittenfahrer gefunden werden konnten. Waren die Stämme für eine weitere Verarbeitung in einem Sägewerk, zum Zusammenstellen von Flößen oder für eine andere Nutzung vorgesehen, für die ein längerer Stamm erforderlich war, wurde dieser in entsprechende Längen geschnitten. Die Böhmerwälder Tannen, die man auch im Schiffsbau verwendete, wurden in Längen von 22 Meter belassen.

Das Leben des Holzfäller

Das Leben der Holzfäller entsprach der Umgebung sowie ihrer Arbeit. Pro ein Haus und Lebensunterhalt wurden durch den Fürsten jedem Holzfäller 28 Ar Wald zugeteilt. Diesen musste er selber ernten, die Baumstümpfe roden und gemäß der Anordnung der Obrigkeit das Grundstück fruchtbar machen. Für das Haus und Grundstück wurde dem Holzfäller eine Jahresmiete von einem Gulden und 20 Kreuzer aufgelegt. Jeder Holzfäller verpflichtete sich für seine Person sowie für seine Nachkommen, in den herrschaftlichen Wäldern 100 Klafter Scheitholz für einen Lohn von 15 bis 23 Kreuzer für einen Klafter zu fällen. Bis zum 7.9.1848, als durch ein Patent des Kaisers Ferdinand die Knechtschaft aufgehoben wurde, hatte jeder Holzfäller 26 Tage im Jahr Fronarbeit zu leisten. Arbeiteten die Holzfäller in den Wäldern bei Lusen (Luzný) und am Großen Rachel (Roklan), wurden ihnen für den Weg hin und zurück 16 Tage der Fronarbeit abgezogen. Jeder Holzfäller durfte nur zwei Milchkühe, aber ohne ein Kalb, halten. Die Ziegen- oder Schafhaltung waren untersagt, wurde ein solches Tier gefunden, wurde es als Strafe beschlagnahmt.

Das Leben der Holzfäller war unterschiedlich, je nachdem, ob sie aus den umliegenden Gebirgsdörfern, oder aus den Dörfern im Vorland kamen, um ihre Arbeit zu erledigen. Die Holzfäller aus den Gebirgsdörfern arbeiteten in den Wäldern von Montag bis Samstag. Am Montag, in tiefer Finsternis, brachen sie auf und gingen durch den Wald, durch den keine Wege und keine Straßen führten. Dank einer sehr guten Kenntnis der Landschaft gelangten sie nach vielen Stunden an den Ort, an dem sie ihre Hütten oder Schutzdächer gebaut hatten. Am Samstag kehrten sie dann abends zu ihren Familien zurück, um zu Hause den Staub der harten Arbeit, die sie die ganze Woche über ausführten, abzuwaschen, die Messe in der Kirche zu besuchen und mit ihrer Familie das Sonntagsmal zu genießen. Abends trafen sie sich dann in ihrer beliebten Kneipe und planten beim Bier und einer Pfeife die Arbeit für die nächste Woche.

Die Holzfäller aus den weit gelegenen Dörfern im Vorland wanderten in die Wälder für die ganze Saison. Sie nahmen ihre Familien, ihr Vieh sowie Geflügel mit. Ihre Hütten waren um einen Viehstall größer. Diese waren aus Stein, groben Blockholz und Ästen gebaut. Im Inneren standen eine Bank, die zum Sitzen sowie zum Schlafen diente, und ein einfacher Tisch. In der Mitte der Hütte befand sich eine Feuerstelle. Wurden mehrere solche Hütten an einer Stelle gebaut, so erhielt diese Ansiedlung auch ihren Namen. Von solchen Ansiedlungen gab es nur in der Umgebung von Mader (Modrava) zehn, die größte unter ihnen war die Josephstadt.

Während ihrer Arbeit hatten die Holzfäller nicht mal Zeit, ein Mahl für sich zuzubereiten. So musste ihnen nur eine kleine Mahlzeit reichen - Brot, gekochtes Ei, manchmal Käse und Speck. Das Hauptgericht folgte erst am Abend, nachdem die Holzfäller in ihre Behausungen zurückkehrten. Dort kochten sie eine Kartoffelsuppe oder einen Mehlbrei, zu dem Rauchfleisch mit Gurke gegessen wurde. Oftmals verbesserten sich die Holzfäller ihre Nahrung durch Wildjagd, weil sie tüchtige Wilderer waren.

Ihre Kleidung sowie Schuhe mussten sich ihrer Arbeit anpassen. Ein Holzfäller trug insbesondere gute feste Schuhe, die dem unebenen und oftmals auch vereisten Gelände angepasst waren. Seine Beine waren bis zu den Knien mit warmen, dicken Strümpfen geschützt. Die Hosen wurden aus gegerbtem Leder angefertigt. Das Hemd war aus grober Leinwand, und die Kleidung bestand aus Werg und Wolle. Der Kopf wurde von einem breiten Filzhut bedeckt. Und zur Kleidung gehörte noch ein langer Wollschal.