Herstellung von Wagenschmiere (Teer)
Holzteer, eine dichte, ölige, dunkelbraune bis braune Flüssigkeit, entstand als ein Nebenprodukt der Holzkohleproduktion. Deswegen wurden für seine Herstellung in Gebieten mit einem reichen Vorkommen von harzigen Holzarten spezielle Meiler errichtet. Die Herstellung von Teer gehörte zum Waldhandwerk. Sowie die Köhlerei, war auch dieses Handwerk ein gefährlicher Beruf.
Ein Teermeiler bestand aus einem runden, gemauerten und steinigen Pflaster mit einem Durchmesser von etwa vier Meter, der zu seinem Mittelpunkt abfiel. Hier befand sich eine mit einem Rost abdeckte Abflussöffnung, der Schuh. Von hier aus führte dann eine enge Ablaufrinne in einen Behälter, der sich außerhalb des Meilerumkreises befand. Die Aufstellung eines Teermeilers erfolgte ähnlich der eines Kohlemeilers. Die Scheite wurden dicht aneinander aufgestellt, damit sie einen Kegel bildeten, der mit einer doppeltn Außenschicht bedeckt wurde. Die erste Schicht bestand aus Ästen, auf die eine Mischung aus Lehm, Kohlenstücken und Ruß aufgetragen wurden. Durch diese Schicht wurde die Oberfläche des Meilers luftdicht gemacht.
Die Zündung eines Teermeilers erfolgte genauso, wie die eines Kohlemeilers. Nachdem der Meiler anfing, zu brennen, begannen sich aus dem erhitzten Holz in die Rinne Flüssigkeiten freizusetzen: zuerst bräunliches Wasser, das weg geschüttet wurde, danach Terpentin, das weiterverarbeitet wurde und zuletzt dann reiner Teer. Je langsamer der Meiler brannte, um so mehr Teer wurde aus dem zerlegten Harz freigesetzt. Bestand Regengefahr, musste in diesem Brennabschnitt über dem Meiler ein Schutzdach aufgestellt werden, um das Nasswerden des Meilers zu verhindern. Nachdem kein Teer mehr als dem Meiler strömte, wurde er abgekühlt und so wie ein Kohlemeiler auseinandergenommen.
Teer wurde zur Imprägnierung von Bottichen und Fässern, aber auch Seilen und Fischernetzen, Schiffen, Leder, Riemen und Schuhen sowie zum Anstrich von Schindeldächern verwendet. Auch wurde er zu Behandlung von Hauterkrankungen, der Hufe, aber auch als Brennstoff für Leuchtspäne, Brandpfeile und Pechkränze verwendet. Eine weitere Verwendung fand Teer bei der Herstellung von Wagenschmiere. Diese wurde zuerst durch das Vermischen von Teer mit Talg oder Fett hergestellt. Durch das Vermischen von Teer mit Speckstein oder Gips konnte erreicht werden, dass die Wagenschmiere für das Schmieren von Rädern nicht zu flüssig war. Wagenschmiere diente zum Schmieren von Radachsen sowie von allen hölzernen und später eisernen Maschinen und Getriebe in Mühlen, Sägen, Hammerwerken oder Gruben.