Weihnachtskrippen

Die erste Weihnachtskrippe wurde 1562 durch die Jesuiten in der Prager Teinkirche aufgebaut. Folgend breitete sich dieser Brauch rasch nach Böhmen, Mähren sowie Schlesien aus. Die Entwicklung des Brauchs wurde in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts in Folge der Reformen Josef II. wesentlich beeinflusst. Mit der Begründung, es handele sich um ein naives Kindertheater, das auf kirchlichem Boden nichts zu suchen hat, wurden Weihnachtskrippen in den Kirchen verboten. Doch dem Kaiser Josef II. ist es nicht gelungen, die Tradition des Baus von Weihnachtskrippen aus den Kirchen vollkommen zu verbannen, nach seinem Tod kehrten die Weihnachtskrippen in die Kirchen wieder zurück. Der Bau von Weihnachtskrippen in Haushalten war in unseren Ländern nicht gleichmäßig verbreitet, sondern nur für bestimmte Gebiete typisch. Der Böhmerwald sowie sein Vorland zählten zu den führenden Krippenlandschaften. Die schwierigste Zeit trat für die Krippenbauer in den 1950er Jahren ein. Im Rahmen der Politik eines sozialistischen Atheismus war die damalige politische Führung bemüht, kirchliche Aktivitäten (einschließlich des Krippenbaus) zu unterdrücken. Eine Neubelebung des Krippenbaus im ganzen Land – auch in Gebieten, die in der Vergangenheit keine ausgeprägten Gebiete des Weihnachtskrippenbaus waren – brachte das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhundert.

Ausgeprägt war der Brauch früher in Bergreichenstein (Kašperské Hory). In der Dekanalkirche der Hl. Margarethe wurde eine Weihnachtskrippe aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts aufgebaut. Diese hat sich aber nicht erhalten. Erhalten geblieben ist aber ein anderes Werk von 1859, das dem lokalen Holzschnitzer Prokop Mack zugeschrieben wird. Die 60 bis 70 Zentimeter großen Figuren dieser Weihnachtskrippe wurden aus Lindenbohlen geschnitzt und polychrom bemalt. Es fehlen aber die Figuren der Heiligen Familien, die nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sind. Auch eine weitere volkstümliche Weihnachtskrippe örtlicher Herkunft in Hurkenthal (Hùrka) ist nicht erhalten geblieben. Zwischen 1820 und 1917 lebte hier der Schreiner und Musiker Johann Bellikant, der im Stil des Spätbarocks viele Krippen für wohlhabendere Bauern und Bürger schnitzte. Die Familientradition setzte sein Sohn Johannes (1850-1930) fort.

Der Krippenbau von Bergreichenstein wurde auch von der 1878 gegründeten Fachschule für Holzverarbeitung günstig beeinflusst. Mit besonderer Anerkennung wurde der Name des Lehrers und Schnitzers Josef Bradlers erwähnt. Er stammte einer alten Schnitzer– und Krippenbauerfamilie in Hohenelbe (Vrchlabí) ab. In Bergreichenstein wirkte er bereits seit den 1880er Jahren.

Ein bedeutender Krippenbauer war auch der Bergreichensteiner Totengräber Wenzel Tutschku, der zwischen 1862 – 1940 lebte. Seine Originalwerke werden in dem Bergreichensteiner Museum aufbewahrt. In dem Museum in Schüttenhofen wird die große Hofmeister-Krippe aufbewahrt. Zwischen 1876 – 1878 wurde sie durch den Schüttenhofener Kürschnermeister Johann Hofmeister während seines Militärdienstes in der Festung Kosma in Süddalmatien geschnitzt.