Der Winter im Wald

Mit dem Einzug des Winters werden sämtliche Lebensfunktionen der Natur verlangsamt bis ganz eingestellt. Es folgt die Zeit der Vegetationsruhe. Bei Bäumen wird der Zuwachs der Holzmasse unterbrochen. Die Wälder sind zwar durch eine hohe Schneedecke bedeckt, aber auf den Bäumen reifen schon ihre Samen.

Waldarbeiten im Winter

Der Winter war im Böhmerwald lang mit viel Frost und Schnee. Die Arbeiten im Wald wurden unter solchen Bedingungen fast eingestellt, mit Ausnahme einer Arbeit, die im Gegenteil vom Schnee abhängig war: Das Holzrücken (Holzholen) mit Schlitten. Das Holz aus den Wäldern wurde zu schiffbaren Fließgewässern und Meilern transportiert. Es war eine anstrengende und gefährliche Arbeit. Jeder kleine Fehler, jedes kleine Zögern konnte die Gesundheit sowie oftmals auch das Leben des Schlittenfahrers kosten. Beim Holzrücken machten ganze Familien der Holzfäller mit. Die Männer haben das Holz geholt, und die Kinder und Frauen haben mit der Gestaltung der Riesen (Rodelbahnen), mit dem Ein- und Abladen des Scheitholzes und beim Hochziehen des leeren Schlittens zurück in die höheren Lagen geholfen.

Solange es die Schneebedingungen erlaubten, wurde auch die Sammlung der Fichten- und Kieferzapfen fortgeführt. Im Februar wurden dann auch Zapfen der Lärche gesammelt. Eine der wichtigsten Tätigkeiten war das Aushülsen. Aus den gesammelten und getrockneten Zapfen wurde Saatgut gewonnen. Das Aushülsen wurde auf eine zwar primitive, dafür aber effektive Art und Weise durchgeführt. Bei etwa 50 Grad öffnen sich die Zapfen und setzen ihre Samen ab. Die getrockneten und offenen Zapfen wurden in eine hölzerne Trommel geworfen. Diese wurde mit Hilfe einer Kurbel mit Hand gedreht. Aus den geöffneten Zapfen fielen die Samen aus. Diese wurden folgend in einer speziellen Mühle weiter behandelt, indem ihre kleinen Flügel entfernt wurden. In Schälmüllereien wurden auch Samen anderer Böhmerwälder Gehölze getrocknet und behandelt.

Schwere Holzfällerarbeiten wurden im Winter unterbrochen, wenn es aber die Schneebedingungen ermöglichten, wurden aufgewachsene Bäume gehauen, unter denen sich eine starke Verjüngerung befand. Die gefällten Stämme wurden mit Schlitten abtransportiert. Das Holz wurde aus Beständen mit einer hohen Verjüngung deshalb entfernt, weil der Jungbestand bei Schnee durch das Holzfällen und Holzrücken weniger in Mitleidenschaft gezogen wurde.