Der Wald im Herbst
Im Herbst beginnt die Vegetationsruhe. Im Fichtenwald ist diese Veränderung nicht so sichtbar wie im Laubwald, in dem sich zusammen mit dem Einzug des Herbstes die Farbe des Laubs verändert, das folgend abfällt. Die Veränderung der Blattfarbe erfolgt folgend: Während der Vegetationsperiode beinhalten die Blätter grünes Chlorophyll und gelbe Carotinoide. Dabei werden die gelben Carotinoide vollkommen durch die grüne Farbe des Chlorophylls verdeckt. Bei Herbsteinzug zerlegt sich das grüne Chlorophyll in farblose Stoffe, und das Laub gewinnt somit seine bunten Farben. Das Eichen- oder Buchenlaub färbt sich braun. In diesen Blättern werden braune Stoffe, sogenannte Melanine, gespeichert. Aus dem abgefallenen Laub wird im Wald ein lockererer, mit Nebel und Regen durchtränkter Teppich. Der gesamte Wald ist feucht und kühl. Der Spätherbst ist da. Die Knospen der Laubbäume ruhen bereits im Winterschlaf.
Der Laubfall ist ein wichtiges Lebenszeichens unserer Bäume. Er wird durch das Bestreben der Bäume bedingt, den Transpirationsprozess auf ein so weit wie möglich geringes Maß einzuschränken. Im Winter, wenn der Baum kein Wasser aufnehmen kann, könnte die Transpiration eine ernsthafte Beeinträchtigung des Baumes, oder sogar seinen Tod verursachen. Der Laubfall spielt sich so ab, dass an der Stelle, an der sich der Blattstiel mit dem Zweiglein berühren, sich aus verkorkten Zellen eine besondere Trennwand herausbildet, mit der die Blattnarbe geschützt werden soll, die nach dem Laubfall entstand. So kämpft die Pflanze gegen eine Ansteckung, die nach dem Laubfall entstehen könnte. Bei Nadelhölzern ist dies anders, weil mit Ausnahme der Lärche die Nadeln nicht abfallen . Mit Ausnahme der Kiefer werden in den Nadeln der Nadelbäume die Spaltöffnungen geschlossen. Somit kann keine Verdunstung stattfinden. Die Kiefer kann während des Winters leicht transpirieren, hier werden die Spaltöffnungen nicht vollkommen geschlossen.
Eine wichtige Aktivität des Waldes im Herbst ist die Samenreife. Die reifen Samen fallen schrittweise ab und bilden so die Basis für die zukünftigen Generationen.
Waldarbeit im Herbst
Die wichtigste Arbeit im Wald im Bereich des Waldbaus war die Sammlung der Samen der Waldbäume. Aus den gefällten Bäumen wurden Zapfen der Fichte, der Tanne, der Schwarz- und Grauerle und der Kiefer gepflückt, es wurden die Samen der Buche, des Ahorns gesammelt. Die Zapfen wurden in Schälmüllereien geschafft. Hier wurden in den Wintermonaten Samen ausgehülst. In den Schälmüllereien wurden auch gesammelte Samen ausgehülst. Haben es die Witterungsverhältnisse zugelassen, wurden zu Herbstanfang eine Herbstpflanzung und Baumsaat durchgeführt.
Im Herbst wurde die Bekämpfung sämtlicher Waldschädlinge fortgeführt. Es war keine Ausnahme, dass solange der Boden nicht zugefroren war, oftmals auch Schweine mit eingebunden wurden. Denen schmecken die Larven der Gemeinen Fichten-Gespinnstblattwespe, der kleinen Fichtenblattvespe und der Kieferneule . Solange der Boden nicht zugefroren war, wurde die Rodung der Baumstümpfe aus dem Vorjahr fortgesetzt.
Auch die Holznutzung der haubaren Bestände, Lichtungsschläge, das Fällen von trockenen, vom Borkenkäfer befallener Bäume wurden fortgeführt, und es wurde mit dem Einschlag der Bäume begonnen, die für die Herstellung von Brennholz vorgesehen waren. Fror der Boden zu, so wurden Sumpfbestände eingeschlagen. In den haubaren Beständen mit einer hohen Verjüngung wurden Bäume markiert, die während der Winterzeit gefällt wurden, um die Beeinträchtigung des Jungholzes so weit wie möglich verhindern zu können.
Im Herbst wurde auch mit dem Transport des Langholzes begonnen. Mit Hilfe von Pferde-, Ochsen- und Kuhgespannen wurden Sägeblöcke aus dem Wald in die Sägewerke und lange Baumstämme in die Floßländen transportiert. Stieg das Wasser infolge der Herbstregen wieder an, so fand noch ein Herbstschwemmen statt, insbesondere dort, wo sich auf den Ufern der Fließgewässer noch Stapel mit Scheitholz befanden. Die Ufer mussten freigeräumt werden, um Platz für das Holzrücken zu haben. Ende Herbst fanden Vorbereitungen für das Holzrücken mit Hilfe von Schlitten statt. Es wurden Riesen (Bahnen) markiert und freigeräumt, entlang denen das Holz im Winter mit Schlitten gerückt wurde.
Solange es das Wetter erlaubte, setzten die Köhler ihre Arbeit fort.