Der Wald im Frühling

Sowie in der gesamten Natur, ist der Frühling auch im Wald eine Zeit von Umwandlungen, die durch eine allgemeine Veränderung der klimatischen Bedingungen hervorgerufen wird. Es beginnt die Vegetationsperiode. Die Temperatur steigt, die Baumkronen werden intensiver durch Sonnenstrahlen beleuchtet, ein höheres Wasserangebot im Boden weckt die Wurzelstöcke. Die Pflanzen beginnen, Wasser auszudünsten. Die größten Veränderungen erleben die Knospen, die wachsen, sprießen und platzen und sich zu Blättern und Blüten verändern.

Doch das Ausschlagen ist nicht das einzige Lebenszeichen des erwachenden Waldes. Zusammen mit einer warmen Witterung verursacht die Nässe Veränderungen der in den Nährboden gefallenen Samen Durch Einwirkungen der Wärme und der Nässe quillt der Keim des zukünftigen Baumes in der Mitte des Samens. Auch das diesen Keim umgebende lebendige Geflecht nimmt an Umfang an. Die Samenschale hält den Druck nicht aus und platzt. Aus dem Samen dringen Wurzeln heraus. Diese werden durch die Schwerkraft angezogen und verkrümmen sich in senkrechter Richtung nach unten.

Waldarbeiten im Frühling

Bevor die Wälder im Böhmerwald in den Besitz derer von Schwarzenberg gerieten, wurden sie buchstäblich geplündert. Der Wald wurde nur mit dem Ziel genutzt, einen höchstmöglichen Gewinn zu erwirtschaften, um seine Zukunft kümmerte man sich nicht allzu viel. Erst mit denen von Schwarzenberg wurde Ordnung in die Waldarbeiten eingeführt: die Arbeiten wurden in drei grundlegende Kategorien aufgeteilt – Waldbau, Waldschutz sowie Holzernte und Holztransport. In den Wäldern des Böhmerwaldes wurde auch Handwerk betrieben, insbesondere das Brennen von Holzkohle, die Herstellung von Teer und Pech.

Der Frühling war im Böhmerwald kurz. Er kam nicht früher als im April, bei hoher Schneedecke erst im Mai. Umso kürzer der Frühling im Böhmerwald war, desto intensiver war die Arbeit in den Wäldern.

Mit dem Einzug des Frühlings beendeten die Holzhauer das Holzrücken aus den Wäldern zu den Fließgewässern und Meilerplätzen. Das Holz wurde im Winter mit Hornschlitten gerückt (gebracht). Das Holzrücken (Holzbringen) wurde folgend durch die Holztrift oder das Holzflößen abgewechselt. Wenn sich die Klausen und schiffbaren Flüsse mit Wasser von dem schmelzenden Schnee füllten, warfen ganze Familien der lokalen Holzhauer, aber auch der aus dem Böhmerwälder Vorland, die im Frühjahr in den oberen Böhmerwald kamen, um hier zu arbeiten, das gestapelte Scheitholz in die Flüsse. Die Scheite, die unterwegs im Fluss hängen geblieben waren, wurden entlang des gesamten Flusses durch Männer mit langen Stangen freigesetzt. In dem Chynitz-Tettauer Schwemmkanal wurde Scheitholz, im Schwarzenberger Schwemmkanal im Süden des Böhmerwaldes Scheit- sowie Langholz geschwemmt. Am Schwarzenberger Kanal gehörte zur Männerarbeit nicht nur die Freisetzung von hängengebliebenen Scheiten, sondern auch das manuelle Rollen der Stämme in den Schwemmkanal.

Mit Frühlingseinzug begannen auch die Anbauarbeiten, hier war die Aufforstung das Wichtigste. Standortabhängig wurden diese Arbeiten entweder durch das Pflanzen von Bäumen oder durch Baumsaat erledigt. Gepflanzt wurden insbesondere mehrjährige Stecklinge, an geeigneten Standorten auch ein- bis zweijährige Sämlinge. Stecklinge, sowie die Sämlinge wurden in Bauschulen gezüchtet, es wurde aber auch auf Naturmaterial aus Waldsaatfeldern zurückgegriffen. Davon wurde aber wegen eines geringeren Effektes später abgelassen. Gesät wurden die im Winter ausgehülsten Samen. Aber auch auf die Saat wurde wegen ihres geringeren Effektes verzichtet. Aufgeforstet wurden Lichtungen, die während der Holzernte im Vorjahr entstanden. Gleichzeitig wurden auch abgestorbene Pflanzen aus den Vorjahren ersetzt. Die Aufforstung musste so organisiert werden, dass sämtliche Nadelbäume noch vor dem Austrieb der Knospen gepflanzt wurden. Nach den Pflanzen, die aus den Baumschulen entnommen wurden, blieben leere Beete. Auch diese mussten so schnell wie möglich mit neuen Sämlingen bepflanzt werden, die aus Samen hochwertiger und genetisch anerkannter Bäume aufgezogen wurden. Alle diese Pflanzarbeiten wurden insbesondere durch Frauen ausgeführt.

Im Bereich des Waldschutzes gehörte zu den ersten Arbeiten das Fällen von Fangbäumen, die zum Abfangen der größten Schädlinge des Fichtenwaldes im Böhmerwald, des Borkenkäfers, dienten. Als noch Schnee lag, fällten die Männer im Wald aufgewachsene, markierte Fichten. Der gesamte entästete Stamm wurde folgend mit Ästen zugedeckt. Der Duft welkender Äste und des Baums lockte an sonnigen Frühlingstagen den schwärmenden Borkenkäfer. Die Anzahl der angeflogenen Käfer war für die Entscheidung wichtig, wie viele Fangbäume noch gefällt werden müssen, um eine übermäßige Vermehrung verhindern zu können. Ein gefährlicher Schädling an jungen Bäumen ist der Rüsselkäfer, für den Baumstümpfe aus der Holzernte im Vorjahr attraktiv sind. Nachdem der Schnee geschmolzen war, wurden deswegen auf diesen Lichtungen die Baumstümpfe entfernt. Das Roden war eine schwere Arbeit für Männer, die gerodeten Baumstümpfe wurden gespalten und als Brennholz verwendet. In den niedrigeren Lagen des Böhmerwaldes wurden die Kiefernwälder durch die Sammlung und Vertilgung der Raupen der Nonne und des Kiefernspinners geschützt

Mit Beginn des Frühlings begann auch die Holzernte. Es wurde mit Kahlschlägen begonnen, in jungen Beständen wurden Lichtschläge durchgeführt, und es wurden Bäume verarbeitet, die durch Winter- oder Schneesturm beschädigt waren, sowie durch Borkenkäfer befallene Fichten. Die gefällten Bäume wurden sofort entrindet. Die Rinde wurde zusammen mit den Ästen verbrannt. Die entrindeten Stämme wurden entweder zu einem Meter langen Scheiten, oder zu Sägeblöcken geschnitten. Oder sie wurden in ihrer Gesamtlänge belassen und dienten zum Bau von Flößen. Die meterdicken Blöcke mussten zu kleineren Stücken gespaltet werden.

Im Frühling begann auch das Brennen von Holzkohle. Eine Gruppe von in der Regel drei erfahrenen Köhlern baute aus Scheitholz, dass zu den Meilerplätzen im Winter gerückt wurde, einen Meiler, in dem unter langsamen Brennen und minimaler Luftzufuhr, aber unter hohen Temperaturen, Holzkohle gebrannt wurde.