Der Wald im Sommer

Im Sommer erreicht das Leben im Wald seinen Höhepunkt. Die Bäume nehmen am Volumen zu, sie blühen, der Duft ihrer Blüten ist weit zu spüren, und es reifen ihre Früchte. Im Wirtschaftswald war das Dickenwachstum des Baumes maßgeblich. Dieses konnte am besten mit Hilfe der Jahresringe ermittelt werden. Jahresringe sind eine während einer Vegetationsperiode dazu gewachsene Holzschicht. In unseren Bedingungen können zwei Jahresringe beobachtet werden – ein Frühholzring (Frühjahrsring) und ein Spätholzring. Der Frühholzring ist heller und breiter, der Spätholzring ist dunkler und eng. Die Jahresringe entstehen in Folge eines regelmäßigen Nachwachsens des „Baumaterials“, des Kambiums. Das Kambium scheidet nach außen Bast und ins Innere Holz aus. Die Geschwindigkeit des Zuwachses hängt von der Jahreszeit sowie von den Klima- und Standortbedingungen ab.

Dank der Transpiration ist die Luft im Wald selbst bei einem sehr warmen Sommerwetter lau, frisch, und ihre Temperatur liegt um einige Grad tiefer, als an waldlosen Flächen. Der Transpirationsstrom, mit dem Wasser und Nährstoffe aus den Wurzeln in den Baum transportiert werden, endet in den Nadeln oder im Laub. Von dort aus verdunstet das Wasser. Über ausgedehnten, zusammenhängenden Waldgebieten entwickeln sich aus diesen Dämpfen Wolken, die folgend Niederschlag spenden¨.

In der zweiten Hälfte des Sommers beginnen Waldfrüchte, Pilze, Blaubeeren, Heidelbeeren und Himbeeren zu reifen. So ist der Wald voll Sammler.

Waldarbeiten im Sommer

Mit dem Einzug des Sommers wurden im Böhmerwald die Arbeiten an der Aufforstung abgeschlossen. Auf den aufgeforsteten Kahlflächen beseitigten Frauen mit Hilfe einer Sichel das Unkraut aus der unmittelbaren Nähe der Pflanzen. Der Durchmesser der gemähten Fläche um die Pflanze entsprach der Höhe des Unkrauts. Dabei wurde der Gesundheitszustand der Setzlinge kontrolliert, ob sie nicht durch Schädlinge und Pilze befallen sind. Die abgestorbenen und befallenen Stecklinge wurden herausgezogen und verbrannt

Im Waldschutz wurden während der Sommermonate die Arbeiten zur Vernichtung sämtlicher Schädlinge fortgesetzt. Dabei wurden ihre sämtlichen Entwicklungsstadien gesammelt und beseitigt – die Eier, Larven, die Raupen, die Puppen sowie die erwachsenen Insekten. Die größte Gefahr für den Fichtenwald stellt der Borkenkäfer dar. Anfang Sommer wurden die Fangbäume entrindet, und die Rinde sowie die Äste wurden sorgfältig verbrannt. War der Befall der Fangbäume stark, wurde mit einem ausreichenden zeitlichen Vorlauf eine neue Serie von Fangbäumen gefällt.

Wodurch ist der Borkenkäfer gefährlich? Die begatteten Weibchen des Borkenkäfers legen ihre Eier in den Bast der Fichten. Aus diesen Eiern entwickeln sich gefräßige Larven, die sich nach Abschluss ihrer Entwicklung verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen dann Käfer, die sich ein Austrittsloch durch die Rinde fressen und sich bemühen, weitere Generationen zu gründen. Die gesamte Entwicklung des Borkenkäfers findet also im Bast statt. Die Larven und die erwachsenen Käfer fressen den Bast, wodurch der Transport von Wasser und Nährstoffen im Bast unterbrochen wird und der Baum folgend rasch stirbt.

Auf den Lichtungen, die im Vorjahr während der Holzernte entstanden, wurden während des gesamten Sommers die Baumstümpfe gerodet.

Seit Sommerbeginn begann auch in den haubaren Beständen die Holzernte, in den Durchforstungswäldern wurden Ausforstungen durchgeführt, es wurden Windbrüche und vom Borkenkäfer befallene Bäume geschlagen. Sämtliche Stämme wurden entrindet und die Rinde und Äste sofort verbrannt.

Gab es Anfang Sommer noch genügend Wasser in den Flüssen, so wurden auch die Holztrift und das Holzflößen fortgesetzt. Nachdem das Holzschwemmen beendet war, wurden die zur Holztrift und zum Holzflößen verwendeten Uferbereiche befestigt und sämtliche Einrichtungen, die zum Holzschwemmen dienten, saniert. In den Sommermonaten wurde auch ein Netz von Entwässerungsgräben gebaut, mit denen die versumpften Waldbestände entwässert wurden.

Auch das Handwerk wurde im Wald weiter betrieben. Die Köhler bauten ihre Meiler, brannten Holzkohle und nahmen die Produktion von Teer auf. In den Sommermonaten, bei vollkommener Lebensaktivität der Bäume, wurde Pech hergestellt.. Pech wurde aus gesunden stehenden Fichten gewonnen. Auf einer kleinen Fläche des Baums wurde die Rinde verletzt. Durch den mittleren Sammelkanal begann an Stelle der Beschädigung Pech in ein Sammelgefäß abzufließen.

Im Sommer wurden auch Waldwege und Brücken gebaut, bzw. saniert. Steine für die Reparaturen und den Bau von neuen Wegen wurden meistens in der Nähe dieser Wege und Brücken gewonnen.